Große Reitplätze sind ideal, um das Pferd in Schwung zu bringen. Doch so ein großer leerer Platz kann manche Reiterin ziemlich überfordern. Was hilft, ist ein Plan.
Geradeausreiten auf langen Geraden kann durchaus einen Trainingseffekt haben. Etwa, um einfach mal salopper zu reiten ohne ständig an Biegung und Stellung herumzutüfteln, mal im Entlastungssitz vorwärts zu galoppieren oder als Belohnung für Körper und Geist nach einem anstrengenden Tag (Mensch) oder fordernden Training (Pferd). Auch für das Pferd ist so ein anspruchsloses Dahinreiten zwischendurch durchaus wohltuend.
MERKE: Achte dennoch immer darauf, das Pferd schön über den Rücken zu reiten! Zum reinen Bummeln eignet sich eine Wald- und Wiesenrunde im Gelände besser.
Wählt man also einen großen Platz für die Dressurarbeit, sind kilometerfressende Runden am Hufschlag eher ermüdend. Doch mit etwas Fantasie und Kreativität lassen sich ganz unkonventionelle Trainingseinheiten zaubern. Klar kann man sich an den Buchstaben eines vertrauten Dressurvierecks besser orientieren. Die wichtigsten Hufschlagfiguren lassen sich leichter anlegen, weil man es eben so kennt und gewohnt ist von F zu M oder von H nach K zu reiten. Zugegeben, da fühlt man sich auf der Weite eines Reitplatzes bisweilen recht verloren. Stehen Sprünge herum, ist es für viele einfacher Wege zu finden. Denn auf einem Springplatz mit Hindernissen lassen sich Touren und Wendungen gut zwischen den Sprüngen anlegen. Die Hindernisse selbst sind gute Marker, um eine gewisse Distanz im Mitteltrab oder im Schulterherein zu absolvieren oder exakte Übergänge am Punkt zu reiten.
Mein Reitimpuls für diese Woche
Für einen großen, leeren Reitplatz empfehle ich Hufschlagfiguren quasi in den Sand zu “zeichnen”. Das funktioniert prima, wenn ich etwa eine Große Tour korrekt anlege, daneben vielleicht noch eine zweite. Mein Lehrmeister Alfred Knopfhart hat mich gelehrt so exakt zu reiten, dass man nach dem Training die Kreislinie (wie übrigens jede andere Linie auch) mit einem einzigen Rechenzug einebnen kann. Dazu bieten sich beispielsweise Ecken gut an. Ich reite auf einer exakten Große Tour mit annähernd 20 Metern Durchmesser einige Male herum und lege mit einem korrekten Tourenwechsel (auch: “Aus der Tour wechseln”) einen zweiten Kreis in der selben Größe an. Aus der Vogelperspektive ergibt das eine schöne Acht.
Auf dieser Acht, die sich aus den beiden Touren zusammensetzt, kann ich hervorragend Übergänge reiten – sowohl innerhalb einer Gangart mit Zugeben und Aufnehmen als auch mit dem Wechsel der Gangart. Dabei achte ich besonders genau darauf, dass das Pferd nicht schwankt oder ausweicht. Ich habe es schön um den Innenschenkel gebogen und begrenze mit es mit den äußeren Hilfen – die Pferdeschulter mit dem Außenzügel und das äußere Hinterbein mit dem Außenschenkel (Foto), damit kein Huf daneben steigt. Denn jeder Tritt neben der Spur lässt den schmalen Hufschlag ausfransen oder macht Ecken in die gebogene Linie. Das stört mich.
Mit regelmäßigem Tourenwechsel lassen sich sehr gute Trainingseffekte erzielen:
- Wir arbeiten an Biegung und Stellung (Kreislinie)
- Wir achten bewusst auf die inneren und äußeren Hilfen
- Wir verbessern die Durchlässigkeit (Übergänge)
- Wir erreichen eine höhere Genauigkeit (schmale Linie)
- Pferd und Reiterin erhöhen ihre Konzentration
- Wir fördern die Reaktion des Pferdes
- Versammelnde Lektionen lassen sich gut vorbereiten
Geübte Reiterinnen erweitern die Übung mit “In der Tour wechseln” oder dem Tourenwechsel mit einfachen Galoppwechseln, Kontergaloppübungen und Haltparaden. Pausen zwischendurch nicht vergessen, denn das exakte Reiten ist für Pferd und Reiterin ziemlich anstrengend. Ich reite dazwischen gerne mal geradeaus, um Schwung zu holen und dabei den Rahmen des Pferdes zu erweitern.
Für das Training auf dem großen Platz empfehle ich bei Bedarf die Steigbügel ein bis zwei Loch kürzer zu schnallen. Viel Spaß! ♥ AK