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Spaziergang mit dem Pferd

Spaziergang mit dem Pferd

Spazieren als gemeinsame Auszeit vom Training und mehr – 10 gute Gründe das Pferd an der Hand auszuführen.

Man muss nicht immer oben sitzen, um gute Pferdezeit zu haben. Ein Spaziergang an der Hand ist für die Beziehung zwischen Reiterin und Pferd eine gute Alternative zum sportlichen Programm. Wichtig dabei ist allerdings, dass beide – Mensch und Tier – das korrekte Führen beherrschen. Bevor man sich also zusammen ins Gelände wagt, gilt es ein paar grundsätzliche Regeln zu beachten.

WICHTIG: Das Pferd ist ein Herdentier, es folgt immer dem Ranghöheren. Entsprechend selbstbewusst und klar in seinen Entscheidungen muss der Mensch auftreten. Er führt und sagt auch, wo es lang geht. Das klappt natürlich nur, wenn ich als Mensch mit allen Sinnen beim Pferd bin. Das Handy sollte also in der Tasche bleiben und der Führende allenfalls mit einer Gerte ausgerüstet sein. Festes Schuhwerk ist ein Muss, Handschuhe sind eine Empfehlung.

Die Ausrüstung des Pferdes hängt vom Temperament des Pferdes, seiner Geländesicherheit und letztlich auch davon ab, wie es der Mensch mag. Es ist ein wenig Geschmacksache, ob man lieber mit einem festen Halfter geht oder sicherheitshalber einen Zaum verwendet. Auch Schnürlhalfter und Kappzaum sind Varianten. Was Führseil oder Strick betrifft, soll dieser erstens gut in der Hand liegen und zweitens einen festen Karabinerhaken statt des herkömmlichen Panikhakens haben. Führketten sind besonders dann sehr scharf in ihrer Einwirkung, wenn sie über den Nasenrücken geführt werden. Ich persönlich würde ein Pferd nicht gerne mit Kette spazieren führen.

Die beste Position neben dem Pferd ist am Hals zwischen Kopf und Schulter. Das Pferd soll sich von beiden Seiten führen lassen. Wendungen werden immer vom Menschen weg ausgeführt – das bedeutet, wenn ich links vom Pferd gehe, wende ich nach rechts und umgekehrt. Den Strick halte ich etwa 50 cm vom Pferdekopf in der dem Pferd zugewandten Hand, das Ende des Stricks in der anderen Hand. Es versteht sich von selbst, dass man sich einen Strick oder Führzügel niemals um die Hand wickelt. Im Notfall muss ein schnelles Loslassen möglich sein.

Neigt ein Pferd dazu sich hinterher ziehen zu lassen, hilft die Gerte oder ein Begleitpferd, das vorne geht. Stoppt das Pferd, kann eine kleine Wendung dabei helfen, es wieder in Gang zu bringen. Ist das Pferd stürmisch, wird es immer wieder angehalten und gelobt. TIPP: Ich habe gelernt, dass Stuten ihre Fohlen in den Hals zwicken, wenn diese drängeln. Ich ahme das nach, indem ich mir eine kleine Hautfalte am Hals schnappe. Funktioniert prima. Bei Gefahr ist es immer wichtig, sich zwischen dem furchteinflößenden Objekt und dem Pferd zu positionieren. Wenn das Pferd etwa bei einem flatternden Baustellenband nicht vorbei geht, bleibe ich innen und somit zwischen Flatterband und Pferd. Damit schütze ich mich, um nicht überrannt oder über den Haufen gesprungen zu werden.

Und weil jetzt Sommer ist: Ich schütze meine Pferde bei Bedarf mit Fliegenmasken, -decken und Spray vor Insekten. Denn die Unruhe des Pferdes, das Insekten abwehrt, ist auch für den Menschen, der daneben geht, ungut und sehr anstrengend. Ein gemeinsamer Spaziergang macht schließlich nur dann Sinn, wenn beide Spaß dabei haben.

10 gute Gründe mit dem Pferd an der Hand spazieren zu gehen
  1. Beziehungspflege – ein Spaziergang verbindet
  2. Abwechslung – trainingsfreie Tage als Auszeit
  3. Rekonvaleszenz – nach Operationen oder Behandlungen
  4. Zusatzangebot – zusätzlich zum Training
  5. Schonzeit – wer sein Pferd entlasten möchte
  6. Seniorenfitness – alte Pferde ohne Belastung in Bewegung halten
  7. Jungpferdetraining – weil der Mensch mit gutem Beispiel vorausgehen kann. ACHTUNG: Spaziergänge nur nach der Grunderziehung!
  8. Eigene Fitness – selber laufen dauert nicht länger als eine Schrittrunde reiten, man verbrennt aber mehr Kalorien dabei.
  9. Vorbereitung, um Ängste zu überwinden – was am Boden klappt, klappt meistens auch unter dem Sattel.
  10. Gehen geht immer: wenn ich keine Reitsachen dabei habe, wenn ich keine Zeit zum Putzen habe, wenn es zu kalt ist und ich im Sattel ohnehin nur auskühlen würde, wenn mir sonst nichts einfällt,…

Danke an Toni und Galando, die für diesen Beitrag mit mir mitgegangen sind!

Text & Fotos: Andrea Kerssenbrock