Elektrolyte richtig zu füttern ist eine Wissenschaft für sich, da sie dem Pferd genau dann zur Verfügung stehen sollen, wenn es sie braucht. Hier steht, warum, wie und wann Elektrolyte sinnvoll sind.
Die Versorgung mit Elektrolyten ist jeden Sommer wieder ein großes Thema. Besonders, wenn Pferde sehr stark schwitzen. Da unser Klima zunehmend belastender für den Organismus wird, sind auch Freizeitpferde, die keine Höchstleistungen bringen müssen, davon betroffen. Doch was genau sind diese Elektrolyte und was bewirken sie?
Die lebenswichtigen Elektrolyte sind anorganische Mineralstoffe – die drei wichtigsten sind Natrium, Chlorid und Kalium, weiters zählen Calcium, Magnesium und Phosphor zu den Elektrolyten. Gemeinsam ist ihnen, dass der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Elektrolyte müssen also zugefüttert werden. Sie dienen der Regulation des Wasserhaushalts im Pferdekörper, sind verantwortlich für das Durstgefühl des Pferdes und regeln die Flüssigkeitsverteilung in den Körperzellen. Durch starkes Schwitzen gehen sie verloren, füllt man die Depots nicht auf, kann es zu Leistungsverlust und schwerwiegenden Schäden kommen.
Da Elektrolyte auch für den richtigen pH-Wert im Blut zuständig sind, kann eine Unterversorgung durchaus dramatische Konsequenzen für das Pferd haben, etwa auf die Muskulatur. Wenn sich durch den Elektrolytmangel das Blut verdickt, werden die Muskeln nicht mehr ordentlich durchblutet und übersäuern. Schmerzhafte Verspannungen und Krämpfe bis hin zum gefürchteten Kreuzverschlag sind die Folge. Elektrolyte regeln also nicht nur den Flüssigkeitshaushalt im Organismus des Pferdes, sie halten auch den pH-Wert im Blut optimalen Bereich (etwa 7,4) und sind für die Koordination überlebenswichtiger Stoffwechselvorgängen zuständig. Sie senden Signale an unsere Muskel- und Nervenzellen und sind in der Lage elektrische Impulse weiterzuleiten.
ACHTUNG: Das Pferd zeigt den Verlust von Elektrolyten häufig durch Verweigern von Wasser an. Es spürt instinktiv, dass die Aufnahme von Wasser die Elektrolytkonzentration im Körper weiter verringern würde. Deswegen müssen Elektrolyte unbedingt vor der Wasseraufnahme verabreicht werden.
Die häufigsten Gründe für einen Mangel an Elektrolyten sind starker Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen, ausgelöst durch Stress, Anstrengung oder beim Transport. Außerdem bei Krankheiten wie Kolik oder Durchfall und – in selteneren Fällen – durch mangelhaftes (Rau-)Futter. Symptome wie Abgeschlagenheit oder Leistungsabfall deuten ebenfalls auf eine unzureichende Versorgung mit Mineralstoffen hin. Ebenso können Kreislaufprobleme, leicht festzustellen an den blassen Schleimhäuten, eine Folge von Elektrolytmangel sein. In der Zucht sind der Deckakt beim Hengst und der Geburtsvorgang bei Stuten besonders schweißtreibend und können zu einer Unterversorgung führen.
Aber warum schwitzt das Pferd überhaupt? Schweiß ist die beste Methode zur Thermoregulierung des Pferdekörpers bei Anstrengung, er wirkt quasi wie eine Klimaanlage. Schweiß setzt sich aus Wasser, Elektrolyten und Proteinen zusammen. Je mehr ein Pferd schwitzt, desto höher wird die Elektrolytkonzentration im Blut. Die Proteinausscheidung kennt man als weißen Schaum, der bei großer Anstrengung zwischen den Pobacken oder unter der Satteldecke sowie am Kopf unter dem Zaum auftritt.
MERKE: Ein Elektrolytmangel kann zu verlängerten Regenerationszeiten, Müdigkeit, geringerer Leistungsfähigkeit, schwacher Kondition sowie zu einem höheren Verletzungsrisiko führen.
Fütterung der Elektrolyte am Abend
Abhängig von Leistung, Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit muss das Pferd bisweilen mit beträchtlichen Flüssigkeits- und somit auch Elektrolytverlusten klarkommen. Um diese Verluste auszugleichen, braucht es eine durchdachte Zufuhr an Elektrolyten zum richtigen Zeitpunkt. Die beste Tageszeit ist der Abend, wenn die Arbeit getan ist und im Stall Ruhe herrscht. Die Fütterung am (Vor-)Abend* eines Einsatzes gewährleistet eine entspannte Aufnahme der Elektrolyte mit dem Kraftfutter. Im Ruhemodus erkennt der Organismus selbst am besten, wieviel Wasser er benötigt, um seinen Elektrolytspiegel ausgewogen zu halten. Folglich sollen Elektrolyte nicht unter Stress, beim Transport oder unmittelbar vor bzw. nach dem Training verabreicht werden.
Eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigem Futter, insbesondere Heu, ist eine gute Basis für die Versorgung mit Elektrolyten. Mineralstoffbedarf, der durch Raufutter nicht abgedeckt werden kann, muss mittels Nahrungsergänzungsfuttermitteln ausgeglichen werden. Während bei Freizeitpferden meist eine Basisversorgung reicht, benötigen Leistungssportler in der Regel höher dosierte Elektrolytprodukte. Wichtig ist jedenfalls die uneingeschränkte Verfügbarkeit von frischem Wasser, da Elektrolyte und Wasser immer zusammenhängen.
*Nutrilytes® Produkte
Foto: © Team Myrtill
Text: © Andrea Kerssenbrock