Die Zeit beim Pferd ist für viele Menschen die glücklichste des Tages. Mit ein paar einfachen Ritualen lässt sich eine besondere Bindung aufbauen, die eine qualitätsvolle Beziehung zwischen Mensch und Pferd garantiert.
Was im Englischen mit Horse Bonding gemeint ist, ist eine besonders innige Beziehung des Menschen zum Pferd, die eine Verbundenheit, eine charakteristische “Bindung”, zwischen den beiden darstellt. Wir wissen ja: Mit dem Reiten allein ist es nicht getan. Selbst wenn das Pferd begeistert mitarbeitet, genießt es das Putzen und Aufsatteln ebenso wie das sorgfältige Abpflegen nach dem Training. Es verfolgt uns mit seinem Blick, kommt uns mit dem Huf entgegen sobald wir uns mit dem Hufkratzer in der Hand hinunterbeugen, hält uns den Kopf hin, wenn wir mit der weichen Bürste darüber streichen. Pferde genießen das Anweiden an der Hand ist nicht nur, weil sie frisches Gras lieben, sondern auch, weil es gemeinsame Zeit ist, die sie mit ihren Bezugsmenschen verbringen. Wer die Bindung mit seinem Pferd verbessert, baut Vertrauen auf und stärkt damit das Selbstbewusstsein seines Pferdes. Wenn die Beziehung stimmt, folgen uns unsere Pferde auch ohne dabei festgehalten zu werden, sei es beim Abmisten nach dem Reiten, am Weg zum Reitplatz oder am Rückweg in die Box.
Pferde sind unglaublich neugierige Wesen und offen für jede Form der Beziehungspflege. Wenn ich mich zu meinem Buschpony in die Box setze, dreht es sich mit seinem Heubüschel zu mir und frisst es neben meinen Füßen. Es kostet den Apfelsaft aus meiner Trinkflasche und schlabbert ihn aus meinen zu einer Schale geformten Händen – was beides ziemlich klebrig ist. TIPP: Mit Apfelsaft kann man trinkfaule oder heikle Pferde zum Trinken animieren. Mein Pferd schnuppert an mir und wuschelt meine Haare, wir lachen dann zusammen. Ich könnte ein ganzes Buch in der Box lesen und würde ihm damit eine Riesenfreude machen. Es würde vermutlich dann und wann vorbeischauen – mit oder ohne Heubüschel im Maul – und sich schließlich wieder der Heuraufe zuwenden. Es sind so besondere Momente, die diese Bindung noch inniger machen. Ich möchte sie jedem Pferdemenschen ans Herz legen.
10 Rituale, die die Bindung zum Pferd verbessern
- Begrüßung und gewissenhafter erster Check in der Box – ist das Auge klar, der Blick zugewandt, die Beine unversehrt, Kopf und Körper frei von Blessuren.
- Putzen und Pflegen mit Freude – muss nicht immer ausgiebig ausfallen, soll aber in Ruhe ablaufen. Lieber mal aufs Mähne Bürsten verzichten oder die Hufe nur reinigen, wenn die Zeit knapp ist.
- Präzises Satteln, Zäumen, Gamaschen/Bandagen anlegen – immer wieder ein sanftes Streicheln oder Abklopfen zwischendurch. Niemals den Sattelgurt abrupt anziehen!
- Abwechslung durch Bodenarbeit, ein Spaziergang an der Hand, ohne Sattel reiten
- Pferde auf der Koppel / dem Paddock beobachten – Achtung, meist wird man dabei zurück beobachtet! Supergute Bindungsarbeit!
- In der Box sitzen und einfach beim Pferd sein
- Grasen an der Hand – genussvolles Wälzen inklusive
- Neue Aufgaben ausprobieren – Pferdespielplatz, Hängertraining (ohne wegzufahren)
- Spiele mit und ohne Leckerlis – Kreativität ist alles
- Massieren, Kraulen, Streiche(l)n –die Lieblingsstellen des Pferdes kräftig kraulen, sanft rubbeln oder mit dem Tennisball massieren – oder einfach in sanften Bewegungen großflächig Streicheln