Now reading
Pulverschnee und Koppelträume

Pulverschnee und Koppelträume

Mein Pferd steht mit seinem allerbesten Kumpel auf einem schönen befestigten Allwetterpaddock. Das war nicht immer so. Gatschkoppeln sind besonders im Winter ist ein sehr, sehr schlechtes Angebot an unsere Pferde. Und warum wir uns vom Christkind Pulverschnee wünschen.

Nicht überall ist eine Winteridylle wie jene auf dem Titelbild möglich. Die gute Nachricht: Es braucht keine Berge, ordentlicher Bodenfrost und eine dicke Schneeschicht drauf tun es auch. Ich frage mich ohnehin, wie man etwa im Pinzgau mit sehr großen Schneemassen umgeht. Was, wenn sich der Schnee bis über die Stallfenster hinauf zur Dachrinne türmt, Koppelzäune unter den Schneemassen verschwinden und die Menschen ihre Häuser hauptsächlich verlassen, um ihre Tiere zu versorgen? Wenn Wege, Wiesen und Wälder so verschneit sind, dass keine Spaziergänge mehr möglich oder gar gefährlich sind? Wie bewegt man dann sein Pferd ohne Reithalle? In der Stallgasse? Auf der Zufahrt zum Hof?*

Welches Pferd will schon in diesem Dreck stehen?

Andernorts plagen Pferdebesitzer:innen ganz andere Sorgen – aufgeweichte und schlammige Böden wohin man schaut begleiten uns von November bis März oder länger. Kein Pferd steht gerne in einer sumpfigen Brühe aus Matsch, Kot und Urin. Ich erinnere mich an mein Pferdekind, das mir verzweifelt entgegen gewiehert hat. Es stand auf einem Auslauf, der diesen Namen nicht verdient hatte. Denn man konnte dort nicht laufen, nur stehen. Kein Pferd der Welt bewegt sich mehr als notwendig durch knietiefen Matsch. Vielmehr stehen sie stundenlang in ein und derselben Ecke warten nur darauf, wieder geholt werden. So auch das Pferdekind, das sich in seiner trockenen und sauberen Box zufrieden dem Heuberg zuwandte. Ich habe mir damals geschworen, dass keins meiner Pferde je wieder knietief im Matsch stehen muss. Lieber eine Stunde oder zwei kürzer auf einem befestigten Paddock als den ganzen Tag im Schlamm. So ist eben der Winter – nass, kalt und wenig Zeit von Sonnenaufgang bis -untergang.

Ich bin überzeugt, dass meine Pferde sich in einer windgeschützten und trockenen Box bzw. einem Unterstand wohler fühlen als auf glitschigem, rutschigem Untergrund, wo die Verletzungsgefahr groß und das Wohlbefinden klein sind. Schlechte Bodenverhältnisse provozieren verlorene Hufeisen, Mauke und Strahlfäule. Selbst kleine Verletzungen können Entzündungen oder eine Phlegmone nach sich ziehen. Tiefer Boden ist zudem eine Zerreißprobe im Sinne des Wortes für die empfindlichen Bänder und Sehnen von Pferden.

Einzelhaltung auf dem Auslauf

In Ställen mit Boxenhaltung ist die Einzelhaltung auch am Paddock weit verbreitet. Zugegeben, die Verletzungsgefahr ist vielleicht geringer, wenn der Kumpel nebenan durch einen Zaun vom eigenen Pferd getrennt ist. Wenn Pferden langweilig ist, spielen, rangeln und beknabbern sie sich gegenseitig. Das kann durchaus grob werden. Halfter und Decken verrutschen oder zerreißen, was schon mal ins Geld gehen kann. Kratzer im Fell und in der Haut sowie kleine Wunden fallen meist unter Schönheitsfehler, müssen aber eventuell versorgt werden. Hier kann eine Heuraufe für Ruhe sorgen, was aber nicht in jedem Stall angeboten wird. Abhilfe können Knabberhölzer schaffen, die von den meisten Pferden begeistert angenommen werden. Gut geeignet sind etwa dickere Pappel-, Birken- und Obstbaumäste. Ein weiterer Vorteil der Gruppenhaltung ist der gegenseitige Schutz bei widrigen Wetterverhältnissen. Wenn mehrere Pferde als kleine Herde zusammenstehen und sich gegenseitig wärmen, halten sie kalten Wind und tiefe Temperaturen besser aus.

Pferdeglück im Winterwunderland

Was ich mir vom Christkind wünschen würde, ist eine genügend große Winterkoppel, idealerweise mit fest gefrorenem Unterboden und darauf einer schönen Schicht Pulverschnee. Darauf können unsere Pferde ihre ganze Lebensfreude hinaus galoppieren, sich strecken und den Rücken frei buckeln. Wenn mein Pferd sich im Schnee rollt, bekomme ich als Mensch Glücksgefühle. Geht es euch auch so?*

Zu guter Letzt: Schnee ist super für die Hufe, er pflegt Sohle und Hufwand bis in die letzte Ritze, reinigt Strahl und Trachten, poliert das Horn von außen und sorgt für eine gute Durchblutung im Inneren des Hufes.

*Anregungen dazu bitte gerne in die Kommentare.

© Text & Fotos: Andrea Kerssenbrock

What do you think?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>