Die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule waren auf Tournee. Die Schulen auf und über der Erde vor kundigem Publikum wurden zu einem vollen Erfolg.
Nach längerer Pause gab es endlich wieder eine Tournee. Und was für eine! Der Trakehner Hengstmarkt ist eine populäre Veranstaltung unter Pferdekennern. In dieser Kulisse zu reiten ist bestimmt auch für die Bereiter:innen der Spanischen Hofreitschule etwas Besonderes. Hier kommen keine Touristen hin, die wenig von Dressur und viel von Spektakel verstehen. Es sind Menschen, die seit Generationen edle Pferde züchten, den Wert von Traditionen kennen und reiterliches Können (oder Nichtkönnen) sehr genau einzuschätzen wissen.
Hier also durften die Hengste Nordluft schnuppern und im Sand der Holstenhallen piaffieren und passagieren was das Zeug hält. Drei ausverkaufte Hallen später wusste es die Pferdewelt: Die Spanische Hofreitschule ist und bleibt etwas Besonderes. Selbst wenn ein paar grantelnde Pensionäre der Reitbahn den Untergang der klassischen Reitkunst wieder und wieder herbeireden (man könnte fast meinen herbeisehnen), in Neumünster war davon jedenfalls nichts zu sehen. Und wenn St. Georg-Herausgeberin Gabriele Pochhammer voller Begeisterung schreibt, dass „wahre Reitkunst keiner Noten bedarf“, dann meint sie das auch so*. Denn seien wir ehrlich, einige Altgediente hatten leise gehofft, manche sogar gewünscht, dass es „in die Hose geht“, die “Spanischen” sich blamieren würden.
Es muss eine Freude gewesen sein, vor so hochkarätigem Publikum wie dem in Neumünster zu reiten. Gabriele Pochhammers Kommentar war so voll sprühender Anerkennung, dass man gar nicht anders konnte als sich mitzufreuen. Sie ist eine Pferdefrau durch und durch, ihr Magazin eines der besten im deutschsprachigen Raum. Die Reportage vom großen Auftritt und von hinter den Kulissen soll in der kommenden Ausgabe stehen. Dominique Wehrmann hat ihn geschrieben. Ich freue mich schon jetzt darauf. Und ich denke gerne an diesen Tag vor genau vier Jahren zurück, als die Reportage von Chefredakteur Jan Tönjes und Fotografin Pauline von Hardenberg als erste Covergeschichte über die Spanische Hofreitschule im St. Georg erschienen ist. Ich selbst hatte sie vorbereitet und betreut. Das war in der Zeit vor meinem Buch – und das gibt es an dieser Stelle als ganz persönlichen Buchtipp, passend zu Weihnachten für alle Pferdemenschen.
Text und Foto: Andrea Kerssenbrock
*Den Beitrag “Die Wiener Hofreitschule in Neumünster – wahre Kunst braucht keine Noten” von Gabriele Pochhammer gibt es hier nachzulesen.