Warum jedes Freizeitpferd besonders bei Eis und Schnee von einer soliden Dressurausbildung profitiert, habe ich hier zusammengefasst.
Am Kamm zwischen Kahlenberg und Sophienalpe liegt meine Lieblingslaufstrecke. Der eisige Wind trifft ungebremst auf mich, die Läuferin. Dort, wo der Wald gerodet und der Weg die Kuppe hinauf führt, ist der Boden gefroren, holprig und stellenweise sehr glatt. Während ich also über die rutschigen Wegestrecken tripple, um möglichst nicht auszurutschen und mir schlimmstenfalls eine Bänderzerrung zuzuziehen, kommt mir der ehrwürdige Prof. Knopfhart in den Sinn. Er war einer meiner Ausbilder, der mich bis zur Bereiterprüfung begleitet hatte. Das liegt also schon recht lange zurück.
Der Professor hatte einen gewissen Ruf – sehr streng und etwas verschroben –, war ein brillanter Ausbilder und ein Feingeist der alten Schule. Bezüglich Pferdehaltung war er gewiss etwas altmodisch und schon damals seiner Zeit hinterher. Für mich als junge Berufsreiterin war er ein brillanter Lehrmeister, der aus meinen heißen Vollblütern elegante Dressurpferde für die Vielseitigkeit formen konnte. Ebenso gelang es ihm, mich auf meinem westfälischen Lehrmeister aus dem Stall des deutschen Dressurbundestrainers wie eine Reiterin aussehen zu lassen. Es dauerte nicht lange und aus dem zähen Kandarenpferd war ein schwungvoller Sieger im großen Viereck und ein verlässlicher Partner im Gelände geworden.
Ein Ausritt oder gar Koppelgang war nicht vorgesehenen auch nicht im Sinne des Professors. Man solle dem Dressurpferd gar keine Möglichkeit bieten sich frei zu bewegen war seine Überzeugung. Es sei denn, man ritt in seriöser Beizäumung im Schritt durch den Schlosspark von Laxenburg. Wollte ich den alten Meister ein wenig aus der Reserve locken, so habe ich ihm von meinen Spazierritten erzählt. Das ehrwürdige Dressurpferd auszureiten war mir so wichtig, weil ich immer schon auf den Mehrwert des Geländereitens gesetzt habe. Es hat einfach Sinn gemacht, denn – so mein Zugang – die Lektionen musste das Pferd nicht üben (im Gegensatz zu mir), an Biegung und Versammlung haben wir ohnehin drei-, viermal die Woche gearbeitet. Den Schwung und die Leichtigkeit habe ich mir im Wald und auf den Wiesen geholt. Das war nicht im Sinne des Professors und ich bin mir damals recht verwegen vorgekommen. Mehr Rebellion war nicht, ich hatte stets einen heiligen Respekt vor Autoritäten in der Reitbahn.
Doch zurück in den Wald, wo es über Stock und Stein und derzeit auch so manche Eisplatte unter der Schneedecke geht. Professor Knopfhart hat mich Folgendes gelehrt: je versammelter ein Pferd gelernt hat zu gehen, desto sicherer kann es sich auch über rutschige oder eisglatte Passagen bewegen. Nämlich am besten mit ganz, ganz kurzen Trabtritten oder – noch besser – mit piaffeartigen Tritten. Das kurze diagonale Auffußen hilft dem Pferd besonders auf glattem Untergrund die Balance zu behalten. Darum, so erfuhr ich, sei es für jedes Pferd unerlässlich, bestens gymnastiziert, trainiert und idealerweise versammelt zu sein bevor man sich auf glatten Untergrund begibt. Selbst wenn es nur über den Hof vom Stall zur Reithalle gehen muss. Das ist logisch und lässt sich im Sofortversuch bestens selbst erfahren.
Während ich die heiklen Stellen auf meiner Laufrunde passiere und piaffiere, denke ich an die klugen Worte des Ausbilders, die mich zu Fuß wie hoch zu Ross heil über schwierige Bodenverhältnisse bringen. Denn je kleiner die Tritte, desto sicherer fühle es sich an – für mich und fürs Pferd. Weil es dafür aber genügend Kraft braucht, hilft eine gute Bemuskelung.