Kommentar von Franziskus von Kerssenbrock zur Leistung der deutschen Mannschaft.
Das Aufatmen ist hörbar: Die deutschen Vielseitigkeitsreiter schaffen in einem Herzschlagfinale Team-Silber. Hut ab. Und: Respekt! Nach dem holprigen Start und dem Ausscheiden Julia Krajewskis im Gelände war damit nicht mehr gerechnet worden. Was Sandra Auffahrt, Ingrid Klimke und (der mit Einzel-Gold belohnte) Michael Jung heute in Deodoro demonstriert haben, das ist das wahre Potential dieser Truppe. Schlicht und einfach Weltspitze.
Da fragt man sich lediglich, warum nicht gleich so?
An den Reitern hat es nicht gelegen. Eher wohl an der Verunsicherung, die ausgerechnet das Bundestrainerduo Hans Melzer und Chris Bartle in die Equipe getragen hat. Wenn ein fix nominierter Reiter für alle überraschend und ohne Not aus dem Team genommen und auf Ersatz zurückgestuft wird; wenn dieser Reiter über Tage gute Laune und Optimismus versprühen muss wiewohl ihm ganz und gar anders zumute ist, dann schlägt das auf die Stimmung durch. Dann wird alles, jeder Reiter, jede Reiterin, jedes Pferd an sich in Frage gestellt. Und nichts hat noch Gültigkeit.
Mehr noch, es wird der bisherigen Ersatzreiterin ein Druck auferlegt, der schlichtweg nicht zu verantworten ist. Alles in allem die Rezeptur für eine herbe Niederlage angesichts hoher Erwartungen.
Dass es nun doch keine geworden ist, dass die deutschen Vielseitigkeitsreiter vielmehr unter Beweis gestellt haben, dass immer und überall und auch unter widrigsten Verhältnissen mit ihnen zu rechnen ist, ist Verdienst aller fünf Reiter. Es ist das Verdienst Michael Jungs, Ingrid Klimkes, Sandra Auffahrts, Julia Krajewskis – und Andreas Ostholts, der aller Enttäuschung zum Trotz unverdrossen zu seinem Team gestanden hat.
Gratulation zu dieser Performance!
Beitragsbild:
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© Franziskus von Kerssenbrock