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Dabadam – Zusammenspiel der Herzen

Dabadam – Zusammenspiel der Herzen

Pferde spüren unseren Herzschlag. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts am Lichtblickhof wurden die Herzfrequenzen von Pferden und Menschen aufgezeichnet – und siehe da, je enger die Beziehung, desto synchroner der Takt der Herzen.

Eine wachsende Zahl von Forschungsarbeiten beschäftigt sich mit den positiven Faktoren der Mensch-Pferd-Beziehung und zeigt, dass die Interaktion mit Tieren das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen verbessern kann. In einem Forschungsprojekt am Kinderhospiz Lichtblickhof wurden physiologische Parameter für eine Stressreaktion (Herzfrequenz, Herzratenvariabilität und Kortisol) bei Klientinnen, Therapeutin und Therapiepferden in einer standardisierten Pferdetherapieeinheit gemessen.

Das international einzigartige Pilotprojekt zeigte auf beeindruckende Weise, dass sich die Herzschläge von Menschen und Pferden synchronisierten. Die Herzfrequenz zwischen Therapeutin und Klientin korrelierte signifikant, ebenso die Herzfrequenz zwischen Therapeutin und Pferd. Dieser Effekt war größer, wenn die Therapeutin mit einem vertrauten Pferd interagierte, mit dem sie eine intensive Beziehung hatte (also mehr als die „Arbeitsbeziehung“ zu den anderen Therapiepferden). Auch die Herzfrequenzen von Klientin und Pferd korrelierten, allerdings nur, wenn es sich bei dem Pferd um das Lieblingspferd der Klientin handelte.

Pferde- und Reiterherz schlagen im Takt

Eine positive Beziehung der Interaktionspartner:innen war demnach tatsächlich der ausschlaggebende Faktor, dass Synchronisation stattfinden konnte. Das deckt sich mit der bisherigen Literatur, welche den Einfluss der Qualität der Mensch-Tier-Beziehung als Wirkungsweise tiergestützter Interventionen betont und ebenso der Forschung in der Psychotherapie, welche die therapeutische Beziehung als großen Wirkfaktor unterstreicht. Diese Ergebnisse sind nicht nur für die pferdetherapeutische Praxis von großer Bedeutung, sondern auch im herkömmlichen Umgang mit Pferden sowie im sportlichen Einsatz hoch interessant.

Theoretische Grundlage zu den Überlegungen des Forschungsprojekts

Für eine gelungene Kommunikation sind die basal im Menschen verankerten Synchronisations- und Abstimmungsprozesse von großer Bedeutung. Damit gemeint sind die Koordination nonverbaler Verhaltensweisen wie Gesichtsausdruck, Körperhaltung oder Lautäußerungen sowie die emotionale Ansteckung, gemeinsame Aufmerksamkeit und synchrones Verhalten. In der Mutter-Säuglings-Forschung wurde Synchronisation sowohl auf Ebene der Physiologie als auch Emotionen erforscht: Dabei wurde festgestellt, dass in dieser Interaktion die ersten Synchronisationserfahrungen gemacht werden und ein hohes Maß an Synchronisation mit Stressreduktion und effizienter Bindung korrelieren. Das Erleben von Synchronisation wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden und somit unsere Gesundheit aus.

Pferde interagieren nicht nur physisch, sondern auch emotional mit den Menschen. Emotionale Affektabstimmung sowie die gesundheitsfördernden Effekte von Berührung und körperlicher Nähe können einen Teil der Wirksamkeit der pferdegestützten Therapie erklären. Außerdem führt die niedrigere Atem- und Herzfrequenz von Pferden gegenüber Menschen zu der Annahme, dass es durch die Anpassung des Menschen an seine Umgebung zu einer Entspannung in der Interaktion und Abstimmung mit dem Pferd kommt.

Wer mehr dazu wissen möchte, findet hier die Publikation der Studie zu physiologischen Interaktionsprozessen (Herzfrequenz, HRV und Cortisol) zwischen Klientin, Therapiepferd und Therapeutin. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beziehungsintensität ein wichtiger Faktor für den Synchronisierungsprozess ist. Darüber hinaus kann die Einbeziehung von Pferden in ein therapeutisches Umfeld zu einer verringerten Herzfrequenz (Stressreduktion) bei der Bewältigung einer Herausforderung führen.


Quelle: Presseaussendung Kinderhospiz Lichtblickhof