Zwischen den Jahren darf es ruhiger zugehen als sonst. Gedanken zur Winterpause von Pferden.
Wenn ich davon schreibe, dass unsere Pferde früher eine Winterpause hatten, dann klingt das ein bisschen wie “Früher war alles besser”. Zu dieser Kategorie Menschen zähle ich mich aber gar nicht. Ich meine nur, dass es schon ein wenig schade ist, dass wir keine Pause vom Sport mehr haben. Die Hallenturniere gehen das ganze Jahr durch. Pferd und Reiter kommen kaum zum Verschnaufen.
Früher (schon wieder dieses Wort!) hatten wir im November das Fest der Pferde. Da haben sich alle getroffen und eingekauft und den Großen des Sports zugejubelt. Es gab Show und Champagner und Reiterparty. Bis Weihnachten trafen wir uns bei den Quadrilletrainings, das hat schön in die Zeit gepasst. Der Turnierkalender war zu diesem Zeitpunkt bereits ein leerer gelber Zettel im Pferdesportmagazin der Nation. Bis Ende Februar ist das auch so geblieben.
Für Vielseitigkeitspferde gibt es die Pause immer noch. Obwohl, es gibt ja auch schon Hallenvielseitigkeiten. Aber nicht so viele.
Dieser Tage hatte ich mich mit einem sehr erfahrenen Ausbildner und echten Pferdemenschen unterhalten. Es ging um Lahmheiten bei Sportpferden. Er hat von Mikroverletzungen erzählt, die im Laufe der Turniersaison beim Training und im Wettkampf passieren – meistens ohne wahrgenommen zu werden. In der Winterpause, die er seinen (Vielseitigkeits-)Pferden rund vier Monate lang zugesteht, haben diese Gelegenheit kleinere Verletzungen auszukurieren und sich zu erholen. So kommt es erst gar nicht zu Lahmheiten. Die Pferde regenerieren bei leichter Arbeit, Ausritten und Koppelgang ohne medizinisches Zutun. Körper und Kopf werden ganz entspannt fit für die nächste Saison. Der Tierarzt hat außer Impfen wenig zu tun, sagt mein Pferdemensch und grinst.
Das hat mich schon ziemlich beschäftigt in den letzten Tagen. Denn so falsch ist die Auszeit nicht. Ich frage mich folglich, woher der Begriff Sport überhaupt kommt. Überraschung! Sport kommt von disport = Zerstreuung, Vergnügen (engl.) bzw. disportare = sich zerstreuen, vergnügen (lat.). Das passt doch hervorragend – und darf selbstredend als Anregung zum Nichtstun verstanden werden.
In diesem Sinne wünsche ich allen HorseFolk-Leserinnen und -Lesern ein frohes, erfüllendes und bereicherndes Jahr 2017. Haben Sie Freude mit Ihren Pferden und machen Sie mal Pause!
Andrea Kerssenbrock
Foto: © Annie Spratt