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Galoppieren gegen den Südwind

Galoppieren gegen den Südwind

Was soll ich sagen! Der warme Sommerwind hat uns getragen.

Gestern war der heißeste Tag des Sommers. Die Entscheidung auf die Rennbahn zu gehen, war goldrichtig.

Wo könnte das Reiten mehr Spaß machen als auf der Rennbahn, habe ich mir gedacht. Zum Dressurreiten war es eindeutig zu heiß. Ich hab’s ja nicht so mit der Sommerhitze. Das Jungpferd muss trotzdem auf seine Kosten kommen und bewegungstechnisch versorgt werden. Die Halle war auch keine Option. Ganz zeitig in der Früh wäre es noch gegangen, aber dann hätte ich ihn um seine Koppelzeit gebracht. Danach war mir auch nicht. Ein Spaziergang ist ebenfalls unmöglich. Zuviele Viecher. Und die Zebradecke wollte ich dem Herrn Amos nicht überwerfen. Also mussten wir den Stechmücken davon reiten. Das geht am besten im Galopp.

Bis zum ersten Antraben sollte der Fliegenspray reichen, dachte ich. Und so war es. Nachgurten, antraben und quer über Wege und Wiesen der Rennbahn entgegen. Funktioniert super und hat viele Vorteile. Das Pferd arbeitet durch den ganzen Körper, und entwickelt durch das Traben auf verschiedenen Böden ein ganz anderes Körpergefühl als auf dem Reitplatz. Die Rennbahn lag leer vor uns. Nur ein Bussard ist lautlos aufgeflogen und am blauen Himmel immer weiter nach oben gekreist bis er nur noch ein Punkt war.

Auf der Galoppbahn habe ich mich ganz außen gehalten und eine neue Spur in den Sand gezogen. Der Pferdebub ist sehr erwachsen dressurmäßig angaloppiert und war sich anfangs nicht ganz sicher. Erst nach ein paar Metern hat ihn die Freiheit gepackt und er hat die Nase vorgenommen und zugelegt. Sowas von im Takt und mit jedem Galoppsprung ein Stück Boden mehr, so ist er dahingezogen und war trotzdem immer bei mir. Was soll ich sagen! Der warme Sommerwind hat uns getragen. Und gleichzeitig hat er um unsere Nasen geweht, sodass es zwar nicht kühl, aber angenehm war.

Nach einer langen Galopprunde sind wir schön ausgetrabt und durch den Wald zum Fluss geritten. Das Pferd hat zufrieden abgeschnaubt und war wohl ein wenig stolz auf sich selbst. Anschließend sind wir gut 20 Minuten im Wasser gestanden. Bis zum Bauch, mit ein wenig Plantschen und Trinken und an den Zweigen zupfen, die so malerisch über dem Fluss hängen. Nach dem Abpflegen und Grasen gab es noch eine Extraportion Energie, also Hafer, und einen Heuberg für die ganze Nacht.

Foto aus Marbach: © Andrea Kerssenbrock