“Wenn wir gemeinsam etwas unternehmen, da ist Glück mit dabei.”
Was Menschen mit ihren Pferden verbindet, ist mehr als nur Sport oder Bewegung an der frischen Luft. Es sind Gefühle. Gefühle, die eine tiefe Beziehung ermöglichen und einen aktiven Dialog. Was wir ohnehin schon immer gespürt haben, hat die Wissenschaft in den vergangenen Jahren in zahlreichen Studien bewiesen. Und sie ist noch lange nicht am Ende damit.
Die Studie zur mimischen Vielfalt beim Pferd ist noch nicht alt. Doch schon präsentieren norwegische Wissenschafter ein Experiment, bei dem Pferde selber entscheiden konnten, ob sie eingedeckt werden wollten oder nicht. Genial, wie klar sie kommunizieren – hier geht’s zum Beitrag. Die kognitive Leistung von Pferden geht tatsächlich soweit, dass sie uns um Hilfe bitten, wie Wissenschafter an der japanischen Universität Kobe feststellen konnten. Hier geht es zur Veröffentlichung im Fachblatt “Animal Cognition”.
Sie sind uns tatsächlich näher als wir glauben. Und sie sagen uns ganz genau, welche Bedürfnisse sie haben. Wir erleben wie Pferde krank, traurig, ja sogar depressiv werden können, wenn ihr Umfeld nicht passt. Wir wissen, dass sie Schlafstörungen haben können, dass die schöne Paddockbox nicht per se glücklich machen muss. Wir erkennen Zusammenhänge und sind froh, dass diese Gefühle von der Wissenschaft bestätigt werden. “Man muss nur hinhören”, sagt der Stallmeister der Nation, Pferdemensch seit über 40 Jahren.
Verhaltensforscher beobachten Mensch und Tier, sie ziehen Schlüsse, sie geben Antworten. Und ihre Antworten sind vielen nachvollziehbarer als Antworten aus anderen Feldern der Wissenschaft. Das trägt zur Popularität eines Konrad Lorenz, eines Otto König und heute eines Kurt Kotrschal durchaus bei.
“Unendlich ähnlich gestrickt“, seien wir, sagt Kotrschal und verweist auf die Synchronisation des Hundes mit uns Menschen. Menschen und Hunde fühlen durchaus ähnlich: Die Zufriedenheit, die unsere Kumpantiere mit uns erleben, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen – da sei Glück mit dabei, sagt der Verhaltensforscher Kurt Kotrschal. Er sei zwar nicht der Fachmann für Pferde, aber er könne sich durchaus vorstellen, dass auch diese mit ihren Menschen synchron agieren. Dass sie das Angebot zur gemeinsamen Arbeit annehmen und gemeinsame Erlebnisse, wie etwa schöne Ausritte, Glück auf beiden Seiten erzeugt – davon kann ausgegangen werden. Und wie!
Die Geschichte der Beziehung zwischen Mensch und Tier ist alt. Uralt. Es ist eine Beziehung, die ganz wesentlich auf Emotionen beruht. Auf Emotionen von beiden Seiten. Wir Pferdemenschen können gar nicht genug davon bekommen!
Text: Andrea Kerssenbrock
Foto: Seth Macey
Auszug aus der Reportage “Unendlich ähnlich” zum Thema Gefühle, die anlässlich des ersten Biologicum Almtal im Herbst 2014 entstand und im Universum Magazin, Ausgabe 11/2014 veröffentlicht wurde.