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Reiten mit Halsriemen

Reiten mit Halsriemen

Was ein Halsriemen kann und warum er beim Reiten Sinn macht.

Mehr Gleichgewicht kann nie schaden. So ist etwa bekannt, dass Olympiareiter William Fox-Pitt alle seine Pferde mit Halsriemen reitet. Auch Piggy March oder Laura Collett sind prominente Vertreterinnen des einfachen Riemens, der locker um den Pferdehals verschallt wird und ganz schlicht ein Steigbügelriemen sein kann. Manch Halsriemen hatte sogar schon eine „Geschichte“ als Steigbügelriemen und wird danach zum Glücksriemen. Wie jener von Vielseitigkeitsreiterin Claire Deuten: “For competing, I used to use an old stirrup leather, which was known as my ‘lucky strap’, but for the past few years I’ve been using purposely-designed ones. They are a bit thinner and can also be personalised, so I have a pink one with my name on it.”

In unseren Breiten ist die Verwendung des Halsriemens nicht so populär wie etwa in Irland oder UK. Ich selbst kenne ihn von meiner Zeit in Irland, wo er häufig verwendet wird. Bei meinen Pferden ist er recht oft im Einsatz. Kein Pferd ist so sicher, dass es niemals erschrickt oder abdreht. Ein Griff in den Riemen kann im Notfall die Balance wiederherstellen. Der Halsriemen gibt einfach ein sicheres Gefühl – und oft hilft schon das.

Besonders bei Pferden, die man nicht gut kennt, beim Anreiten oder wieder Antrainieren kommt der Halsriemen hierzulande viel zu wenig zum Einsatz. Er hat sich außerdem besonders bei (über-) motivierten Pferden bewährt, die ich nicht ständig am Zügel zurückhalten will. Meine Black Beauty hatte so einen engagierten Schritt, dass sie beim Ausreiten immer allen davongezogen ist. Habe ich sie am Zügel gezogen, war sie genervt. Habe ich sie in Anlehnung durchs Gelände geritten, war sie empört. Mit dem Zug am Halsriemen ist die Stute hingegen gut klar gekommen und hat ihn als Bremse akzeptiert.

Auch bei ersten Sprüngen und später bei besonders mächtigen oder unangenehmen Sprüngen ist ein Griff in den Halsriemen möglich. Man muss ihn ja nicht machen, aber er ist immer da und wird durch den starken Pferdehals aufgefangen anstatt das empfindliche Pferdemaul. Das zu wissen stärkt mitunter schon das Selbstbewusstsein. Wer beim Springen oder Trainieren im leichten Sitz Richtung Halsriemen greift, positioniert seine Hände automatisch an der richtigen Stelle. Und wer beim Dressurreiten kein Martingal verwenden möchte, ist ebenfalls mit dem Halsriemen gut beraten. Auch wenn er vorwiegend in Spring- und Vielseitigkeitsdisziplinen eingesetzt wird, so kann jeder Reiter (nicht nur Anfänger) dieses praktische Hilfsmittel verwenden.

Zusammenfassung: Ein Halsriemen ist ein einfaches Stück Leder, das um den Hals des Pferdes gelegt wird. Der Reiter kann sich daran festhalten, um seine Stabilität zu erhöhen ohne am Maul des Pferdes zu ziehen.

Links: Your HorseAn Eventful Life

Text und Foto: Andrea Kerssenbrock