Reiten mit Babybauch polarisiert, soviel ist klar. Doch wie gut oder schlecht – und wie gefährlich – ist Reiten für das Ungeborene tasächlich? Wir haben nach Antworten gesucht.
Sobald Frau schwanger ist und ihr Umfeld davon erfährt, prasseln gut gemeinte Tipps, Ratschläge und Warnungen auf die werdenden Mutter ein. Als ob Frauen nicht wüssten, was ihnen und dem Baby gut tut. Noch ärger ist die Meinungsmache bei uns Reiterinnen. Doch es ist die Entscheidung jeder Frau, ob sie sich auf ihr Bauchgefühl im Sinne des Wortes verlässt. Oder eben nicht.
Vio ist eine sehr erfahrene Dressurreiterin. Sie bildet selber Pferde aus, ist jedoch keine Berufsreiterin. Seit Vio weiß, dass sie schwanger ist, hat sie die tägliche Zeit im Sattel reduziert. In ihrem Fall bedeutet das, dass sie nur mehr ein Pferd pro Tag reitet. Und zwar ausschließlich Pferde, auf die sie sich verlassen kann. Ihr und dem Baby geht es dabei gut.
Bewegung in der Schwangerschaft reduziert Risiken wie Schwangerschaftsdiabetes und die Thrombosengefahr. Dazu kommen die Bewegung an der frischen Luft und das Glück beim Pferd zu sein. Wahrscheinlich kommt es auch zur Ausschüttung von Hormonen, die Mutter und Kind gut tun. Die stärkste körperliche Belastung in der Schwangerschaft ist übrigens das Stehen.
Ganz klar abgeraten wird in der Medizin von dynamische Sportarten, bei denen Stürze und schnelle Drehungen unvermeidbar sind. Dazu zählen etwa Mannschafts- und Kampfsportarten, Alpinskifahren, Eiskunstlaufen oder auch Reiten. Wobei beim Reiten „dynamische Bewegungen und Sprünge, Drehungen um die Körperachse oder Stürze nicht als regelmäßiger Bestandteil der Sportart vorgesehen sind“, wie die Medzinerin Susanna Kramarz in ihrer Dissertation zum Thema „Reiten in der Schwangerschaft“ schreibt.
Sind Mütter sportlich, so profitiert auch das Baby davon – es trainiert praktisch mit seiner Mutter mit, der Herzschlag wird ruhiger, die Muskulatur stärker. Die Bewegungsphysiologin Linda May hat dies in einer Studie festgestellt, in der sie eher bequeme und recht aktive werdende Mütter gegenübergestellt hat. Die Einflüsse auf das Baby waren durchwegs positiv und stimulierend. Selbst Erschütterungen wie sie beim Reiten (oder auch Laufen) entstehen, halten Fachleute für unbedenklich.
In der pferdeverrückten britischen Monarchie etwa haben die Prinzessinen traditionell wenig Bedenken ihren Lieblingssport auszuüben. Zara Tindell, die Enkelin der Queen, hat selbst mit kleiner Babykugel noch Polo gespielt. „Most mothers-to-be are warned against horse-riding while pregnant. But Zara Phillips was clearly relaxed yesterday as she got stuck in to a polo match“, schrieb Daily Mail am 13. Juli 2013. Und Zaras Mutter Prinzessin Anne soll überhaupt bis sechs Wochen vor der Geburt geritten sein.
Wie die meisten sportlichen Frauen kennt auch Vio ihren Körper gut und mutet ihm nur zu, womit sie sich auch wohlfühlt. „Das Aussitzen macht keinen großen Spaß mehr“, findet sie, „aber galoppieren könnte ich stundenlang“. Das Gefühl ist stimmig, es scheint auch dem Kleinen zu gefallen. Sie sagt: „Ich glaube, jetzt ist er eingeschlafen.“
FAZIT: Reiten in der Schwangerschaft schadet dem Baby nicht, es tut ihm sogar gut. Im Falle eines medizinischen Befundes würde ohnedies jede Mutter auf ihren Sport verzichten. Generell ist es jedoch die Sturzgefahr, die eine erhebliche Gefahr darstellt, nicht das Reiten selbst. AvK
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Hier geht es zur Dissertation „Reiten in der Schwangerschaft“ der Frauenärztin Dr. Susanna Kramarz. http://d-nb.info/1011983141/34
Ein interessanter Beitrag zum Thema Sport in der Schwangerschaft findet sich in der Süddeutschen Zeitung.
Die bequeme Schwangerschaftsreithose, die Vio auf den Fotos trägt, wurde von Happy Riding Mum zur Verfügung gestellt. Es gibt sie in mehreren Farben zum Preis von € 79,95. Online kann man sie hier bestellen: http://happy-riding-mummy.de/
Vio hat übrigens mit Ende der 30 SSW aufgehört zu reiten. Es geht ihr zwar gut, das Reiten ist aber doch anstrengend geworden.