Die Stimme ist ein willkommenes Hilfsmittel und manchmal unbedingt notwendig.
Das Pferdekind hatte schon als Handpferd so gewissen Stellen auf der Wiese, wo es frech wurde. Manchmal hat es auch gequietscht beim Frechsein. Das hat die Stute gehörig genervt, und sie hat mich mit angelegten Ohren unterstützt beim Erziehen. Kaum waren wir im Wald, war alles gut. Da hat das Pferdekind sich brav hinten eingereiht. Manchmal hat es sich auch ziehen lassen. Das war nicht nur für die Stute mühsam.
In der Zeit habe ich in verschiedenen Tonlagen mit beiden Pferden gesprochen: Die Stute unter mir, die immer greller werden wollte, habe ich zu beruhigen versucht. Das Jungpferd hinter mir habe ich angespornt, damit es flotter geht und sich nicht hinten nachziehen lässt. Kaum hatten sie sich gut aufeinander eingestellt, habe ich sie mit begeisterter Stimme gelobt.
Bald bin ich den Jungen ins Gelände geritten. Irgendwie hat man doch mehr Einwirkung wenn man oben sitzt. Die Stute war erleichtert, und ich begeistert. Sooo brav, das Pferdekind. Geht vorne, hinten, nebenher und ist dabei ganz entspannt. Das bisschen Übermut war gut zu kontrollieren. Bald wollte es nicht mehr hinten gehen, hat sich an die Spitze gesetzt. Die angelegten Ohren der Stute hat es mit jugendlichem Übermut quittiert.
Inzwischen ist der Pferdebub ziemlich ins Kraut geschossen und von einem kleinen Wiesenmonster kann allein höhenbedingt keine Rede mehr sein. Auf der Wiese hat der Junge immer noch Unsinn im Kopf. Er schüttelt denselben und hüpft im Zick Zack. Serpentinen und Kurven findet er besonders rasant. Da kann man den Hintern so schön rumschmeißen und gleichzeitig den einen oder anderen Bocksprung einbauen. Ein Quietschen noch, so macht das Pferdeleben Spaß! Die Stute nimmt es tendentiell ungnädig. Ich lese dem Pferdekind die Leviten. Reden hilft!
Beim allerersten Mal alleine ausreiten war ich wildentschlossen. Mein Plan war, der Wiese das Monster auszutreiben. Das hat recht gut geklappt. Nur einmal sind mir die Steigbügel um die Ohren geflogen, ich aber nicht vom Pferd. Als ich die Bügel wieder hatte, habe ich recht geschimpft. Das Pferdekind war sichtlich unbeeindruckt. Ein bisschen später ist es ganz steil bergauf gegangen, es hat geprustet wie ein Dampfzug. Und weil es grad so schön aus der Puste war, habe ich es gleich angetrabt. Ich habe den dünnen Hals kräftig geklopft und es erleichtert gelobt. Reden hilft.
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