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Meister der Kommunikation und Interaktion

Meister der Kommunikation und Interaktion

Pferde erfassen schon nach kurzer Zeit, wer zur Familie gehört. Sie wachsen auch ohne große Herde zusammen. Mit anderen Pferden und mit uns Menschen, ihren Bezugspersonen. Einmal mehr hat mich die Klarheit ihrer Kommunikation überwältigt.

Meine eigenen Pferde stehen in einer Stallgasse zusammen. Nun habe ich seit einiger Zeit mit einer Stute zu tun, deren Box in einem anderen Gebäude unseres Hofes ist. Zufällig ist sie auch die Halbschwester meines Pferdebuben. Ich hole sie mir nahezu täglich in unseren Stalltrakt, wo ich sie pflege, sattle, mit ihr rede und sie verwöhne. Meine Pferde beobachten das sehr aufmerksam. Mit gespitzten Ohren stehen sie in ihren Boxen und verfolgen meine Aktivität zwischen Sattelkammer, Putz- und Waschplatz. Bereits an Tag drei hat der Pferdebub seine Halbschwester mit einem zarten Blubbern begrüßt.

Die feine Wahrnehmung und die Art wie Pferde sich mitteilen, rührt mich und macht mich froh. Froh, weil sie so aufmerksam und sozial interagieren. Und berührend, weil ich ihre Empathie und die Freundlichkeit so genieße, mit der Pferde miteinander umgehen. Selbst wenn sie nicht in einer Herde stehen, fühlen sie sich zugehörig. Das beeindruckt auch deswegen, weil es eine gewisse kognitive Leistung voraussetzt zu erkennen, wer Teil des Teams ist.

Auszug aus meiner Kolumne Familienbande, Teil 1

Familienfoto © Andrea Kerssenbrock