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Kommentar zum Reitunterricht

Kommentar zum Reitunterricht

Sein mit Sorgfalt erworbenes Wissen an Schüler zu vermitteln ist Sache des geprüften Reitlehrers.
Andrea Kerssenbrock

Geprüft – der Unterschied zwischen Piste und Reitbahn.

Gutes Reiten allein genügt nicht, um Reitschüler zu unterrichten. Und gutes Skifahren gibt noch lange keinen Skilehrer. Was Reitlehrer und Skilehrer gemeinsam haben.

Wir Reitlehrer im Österreichischen Pferdesportverband (OEPS) haben viel gemeinsam mit den Skilehrern des Österreichischen Skilehrerverbandes (ÖSSV). Neben der fundierten Ausbildung, der Leidenschaft für unseren Sport und der Passion zu unterrichten haben wir eine große Verantwortung, die unsere jeweilige Rolle mit sich bringt. Wir lieben den Pferdesport so wie unsere alpinen Kollegen den Wintersport.

Sämtliche Sportlehrerausbildungen haben zum Ziel neben den sportlichen Fertigkeiten (die der zukünftige Unterrichtende bereits mitbringen muss) auch ein Gespür für den Unterricht zu bekommen. Dabei hilft solides Fachwissen. Soziale Kompetenzen, das Geschick mit Menschen umzugehen, Sicherheit im Umgang mit dem Pferd und die Vermittlung von Inhalten sind jedoch weitere unverzichtbare Fähigkeiten, die ein zukünftiger oder bereits geprüfter Trainer haben muss.

In der Praxis sieht es leider anders aus. Mit offensivem Selbstbewusstsein rückt manch einer seine mangelnde Qualifikation in den Hintergrund. In Österreich unterrichten nach wie vor zahlreiche selbsternannte Ausbilder Reiter, die es oft nicht besser wissen. Dabei ist es eigentlich recht einfach, denn die Ausbildung innerhalb des OEPS entspricht klaren Richtlinien und folgt einem nachvollziehbaren System. Vom Breitensportausbildner (Übungsleiter) aufwärts bis hin zum Reittrainer und Reitlehrer im Turniersport gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Ausbildung in allen Disziplinen des Pferdesports.

Viel zu oft werden Reitschüler von Reitern unterrichtet, die keinerlei Qualifikation und/oder Ausbildung haben. Dass didaktisch-methodischer Aufbau im Unterricht ebenso fehlt wie das Grundwissen zu Ausbildungsrichtlinien und zur Skala der Ausbildung. Das ist schon bemerkenswert, denn immerhin zählt der Pferdesport durchaus zu den risikoreicheren Sportarten. Und ungeprüfte Kräfte sind nicht nur nicht qualifiziert Unterricht zu erteilen, sie sind im Fall des Falles auch nicht versichert.

Wer den Weg des österreichischen Ausbildungssystems wählt, sich Eignungsprüfungen stellt, Lehrgänge absolviert und Prüfungen ablegt, sollte einen Markt vorfinden, in dem er seinem Beruf und seiner Berufung folgen kann. Im Alltag mag kaum jemand nach einer Qualifikation fragen, im aktiven Sport – und das gilt auch für den Freizeitsport – müssen wir jedoch die Wahrnehmung schärfen und die Kunden sensibilisieren.

Mit Sorgfalt erworbenes Wissen an Schüler zu vermitteln, sich regelmäßig fort- und weiterzubilden sowie offen für neue Erkenntnisse zu bleiben zeichnen den geprüften Ausbildner aus. Dazu gehört außerdem ein tadelloses Auftreten in der Öffentlichkeit und ein respektvoller Umgang mit Mensch und Pferd.

Der Kommentar wurde in der Pferderevue 12/18 erstmals veröffentlicht.

Die Liste aller Ausbilder mit gültiger Trainerlizenz finden Sie auf der Serviceseite des Österreichischen Pferdesportverbandes unter diesem Link.