Was wie eine Todesnachricht klingt, war keine. Heute zur Abwechslung mal ein wenig Tagespolitik.
Der Satz ist mir hängengeblieben. “Hannes ist jetzt im Pferdeparadies”. Jö, hab ich gedacht, da musste jemand sein Pferd einschläfern. Zum Glück hat sich herausgestellt, dass Hannes “nur” weggegeben wurde. Wobei ich nicht weiß, ob er verkauft, in Pension geschickt oder gar verschenkt wurde. Sicher ist: Jemand hat ihn abgegeben. Ans Pferdeparadies.
Das finde ich nun schon bemerkenswert. So ein Paradies kommt ja nicht einfach daher und sagt “Da bin ich”. Es muss erst gesucht und dann gefunden werden. Irgendwie klingt der Satz für mich so: Ich habe mich von meinem Pferd getrennt und beruhige jetzt mein Gewissen damit, dass ich der ganzen Welt mitteile, dass ich das Pferd eh ins Paradies geschickt habe. Aber was wissen wir schon? Jeder Mensch definiert das Paradies für sein Pferd eben anders.
Paradiesische Möglichkeiten gibt es sonder Zahl. Und wir Erste Welt Einwohner können unseren Pferden so einiges anbieten an Komfort, artgemäßer Haltung, reichlich Futter und ausgewogenen Sozialkontakten. Davon träumen die Pferde, Ponys und Esel der Schwellenländer – und erst recht jene der Länder, in denen Krieg herrscht. Wir möchten uns gar nicht ausmalen unter welchen Bedingungen sie Schwerstarbeit leisten, leben, leiden oder wie sie verhungern.
Das Getty Foto von Said Khatib / The Atlantic hat mich diese Woche verstört: “Palestinian children play with the bodies of mummified animals that died from hunger.” Ein Ponykörper liegt hinter dem eines Löwen und eines Pfaues. Kinder spielen mit einem kleinen mumifizierten Alligator. So spiegelt sich die Weltpolitik im Umgang mit den Tieren wider, insbesondere den uns besonders nahen – Hund, Pferd und Katze.
Im Nationalpark Kalkalpen haben sich übrigens sämtliche ausgewilderten Luchs-Männchen in Luft aufgelöst. Und Weibchen Kora wurde auch schon länger nicht gesichtet. Wir wollen wenigstens hoffen, dass sie nicht leiden mussten. Auf ihrem Weg ins Paradies. ◊ AvK
Animals in the News von Alan Taylor, erschienen in The Atlantic am 5. 1.2017
Luchse im Nationalpark, ORF online