Corona und die Distanz zum eigenen Pferd. In der Krise zeigt sich, was einen gut geführten von einem herkömmlichen Einstellbetrieb unterscheidet.
Es gibt für Reitställe verschiedene Möglichkeiten auf die durch Corona erlassenen Einschränkungen einzugehen. Heute vor einer Woche bin ich im Sattel gesessen, habe mein Gesicht bei frühlingshaften Temperaturen der Sonne entgegen gestreckt und nach leichter Arbeit auf dem Reitplatz einen gemütlichen Geländeritt genossen. Meine Reitbegleitung hat mich sachte darauf hingewiesen, dass dies wohl das letzte Mal für längere Zeit wäre und wir in den nächsten Wochen unsere Pferde nicht sehen würden. Sie hatte eindeutig einen Informationsvorsprung.
Ich habe mich so vorbereitet wie man sich vor einem Urlaub vorbereitet (denn da überlässt man sein Pferd ja ebenfalls dem Stall). Also kontrolliert, dass alles notwendige Equipment da ist und mich mit einem liebevollen Extraklaps von meinem Pferd verabschiedet. Mehr war eigentlich nicht zu tun. Denn ich zähle zu den wirklich glücklichen Pferdebesitzern, die sich auf ihren Stall und die Menschen, die diesen betreiben, verlassen können. Und zwar gleich doppelt. Meine ältere, aber anspruchsvolle Pferdedame ist bei lieben Freunden auf dem Land untergebracht. Sie wird dort genauso gewissenhaft versorgt wie ihr Sohn in der Dressur-Akademie P&P. Okay, angesichts der Nachrichten und Aussichten zu Wochenbeginn hat mich doch ein einmaliger kurzer Anfall von Hysterie gepackt (siehe “Ich versuche gerade nicht durchzudrehen“).
Seit Tag drei bin ich nun tief entspannt. Ich folge den WhatsApp-Gruppen – und die heben richtig ab, aber hallo! Gelebter Teamspirit, Kurznachrichten, Fotos, Videos, Witze, eine Pferderätselrally, Verkaufspromotion mit kreativer Moderation (was wir dabei über diverse Pferde erfahren…), Grüße unserer super-motivierten Praktikantinnen (Extradanke an die beiden!), Updates zum eigenen Pferd, Sprachnachrichten, Geplänkel usw. usf. Wir Einsteller erleben seit einer Woche was sich im Pferdestall tut live via WhatsApp. Unsere Pferde bekommen Extrastunden auf der Koppel und wir als Gute-Nacht-Gruß jeden Abend ein kurze Videosequenz von unserem Pferd ♥.
Überflüssig zu sagen, dass P&P sämtliche Pferde optimal in Schuss halten.
Während ich alleine oder mit dem Hund durch den Wald laufe, denke ich darüber nach wie anders es in vielen anderen Ställen zugeht. In letzter Zeit bekomme ich vermehrt verzweifelte Anrufe und höre mir voller Empathie die vielen Sorgen von Pferdebesitzern an (mein Mann sagt schon Ombudsfrau zu mir). Wo ich kann, vermittle ich. Das fällt nicht immer leicht. Aber am Ende des Tages geht es um das Wohl jedes einzelnen Pferdes.
Da es derzeit und auch in naher Zukunft keine Garantien für irgendetwas gibt, heißt es durchhalten. Das Gebot der Reitstallbesitzer befolgen. Die Ansteckungskurve flach halten. Zuhause bleiben. Dafür braucht es ein gut versorgtes Pferd, Pferdemenschen, die auf unsere Tiere achten – und ja, Ausbildner und Bereiter, auf die wir Pferdebesitzer uns verlassen können. Ansonsten siehe Link oben.
Galerie aus Woche 1, alle Fotos: © Pia Jelinek Dressur-Akademie P&P