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Einsatz in der Stallburg

Einsatz in der Stallburg

Regelmäßige Übungen der Betriebsfeuerwehr Hofburg sollen im Fall des Falles für einen vertrauten Umgang der Feuerwehrmänner mit den Lipizzanerhengsten sorgen.

Was einmal gut ausgegangen war, soll nicht wieder dem glücklichen Zufall überlassen werden. – Eigentlich soll es ja sowieso nie wieder passieren. Wir erinnern uns: Als am 27. November 1992 in Wien die Hofburg brannte, halfen Passanten bei der Evakuierung der Lipizzanerhengste aus der Stallburg.

Zwei Jahrzehnte später begann das Projekt „Einsatz in der Stallburg“. Oberstallmeister Johannes Hamminger macht sich stets viele Gedanken zum Wohl seiner Pferde. Niemand kennt sie besser als er. Sein Plan für den Notfall sah insbesondere einen umsichtigen Umgang mit den Pferden vor, die ja bekanntermaßen Fluchttiere sind und in Panik überaus erschreckend reagieren können.

Selbst das ausgeglichene Gemüt der Lipizzanerhengste kann durcheinander geraten, wenn Rauch oder Flammen natürliche Instinkte auslösen, sie sich etwa nicht angreifen lassen, um sich schlagen, sich losreißen und davon rennen wollen. Die Männer der Feuerwehr sollten wissen, was auf sie zukommen kann. Ebenso die Pferde, deren Tagesabläufe in der Regel recht vorhersehbar sind. Folglich wird seit nunmehr drei Jahren der Ausnahmezustand trainiert.

Die bis dahin unerfahrenen Männer der Betriebsfeuerwehr Hofburg lernten den Umgang mit Pferden, das Anlegen des Halfters und das Führen am Strick bzw. am Kappzaum. Gleichzeitig bekommen die Hengste ein unbefangenes und vertrauensvolles Verhältnis zu den Fremden, die sie aus den Boxen führen. Selbst die Atemschutzmasken hatten sie nach kurzer Zeit akzeptiert, zeigt sich Oberstallmeister Hamminger zufrieden. Die Übungen haben sich schon herumgesprochen. Hauptbrandinspektor Michael Sack: „Das macht Schule. Private (Ställe, Anm.) ziehen schon nach und üben ebenfalls mit Feuerwehren.“

Den Überblick zu behalten und für Notfälle bestmöglich gerüstet zu sein, das sind die wesentlichen Merkmale des Krisenmanagements. So finden an der Spanischen Hofreitschule auch Kurse mit dem Tierarzt Dr. Christoph Peterbauer von der Animal Rescue Acadamy statt. Denn der Notfallmediziner weiß aus zahlreichen Einsätzen und Schulungen, dass irrationales Verhalten und Panik von Pferden fast immer unterschätzt werden.

Im Falle eines Einsatzes in der Stallburg sieht der Notfallplan jedenfalls vor, dass die Hengste möglichst unmittelbar in die Schrittmaschine geführt, wo sie selbst sicher sind und auch anderen keinen Schaden zufügen können. Johannes Hamminger schätzt die gute Zusammenarbeit mit Kommandant Michael Sack und seinen Männern, die dem Sicherheitsdienstleister SECURITAS unterstehen.

Der sichere Umgang mit Pferden kann nicht genug geübt werden. Wer einen Brand in einem Stall erlebt hat, Dutzende Pferde vor den Flammen retten konnte, weiß wovon er schreibt. Vor exakt 30 Jahren, im August 1987, konnte die Autorin bis zum Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehren den Großteil der Tiere in Sicherheit bringen. Die restlichen im Stall verbliebenen Pferde mussten mit schwerem Atemschutz von den Männern der Feuerwehr gerettet werden. Dass dies gelang, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass diese Männer – unter ihnen zahlreiche Landwirte – wussten, wie mit Tieren umzugehen ist.

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Hauptbrandinspektor Michael Sack (re.) mit seinen Männern der Betriebsfeuerwehr Hofburg

Links
http://www.betriebsfeuerwehr-hofburg.wien/
http://www.animalrescue.at/
http://www.srs.at/


Text und Fotos: Andrea Kerssenbrock

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