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Der Pferdemann hinter Pikeur und Eskadron

Der Pferdemann hinter Pikeur und Eskadron

Der Modeunternehmer Wolfgang Brinkmann feiert am 23. Mai 2020 seinen 70. Geburtstag. Seiner Leidenschaft für den Pferdesport verdanken wir die Marken Pikeur und Eskadron.

Als die Brinkmann-Gruppe 1990 die Marken Pikeur und Eskadron erwarb, stand ich am Beginn meiner Berufsreiterlaufbahn und war wirklich froh über den frischen Schwung im Reithosenangebot. Bis dahin trug man im Sattel die Farben beige, braun und schwarz, der Schnitt war mehr oder weniger unisex, der Stoff aus dehnbarem Polyester. Die erste dunkelblaue Hose war zumindest in meinem Reiterladen schnell vergriffen.

In den frühen Neunzigern sollte sich das rasant ändern. Es war eine bunte Zeit und Pikeur hielt grandios mit. Ich erinnere mich an Karomuster, altrosa, grün, hellblau und wunderschöne Erdtöne. Im Sommer eroberten kühle Baumwollhosen und luftige Schnitte den Stall. Im Winter kam Cord. Erst kürzlich hatte ich meine ersten Schnürlsamthosen in Händen (ja, ich habe sie aufgehoben!) – die eine in wunderchönem Aubergine, die andere in dunklem Petrol. Wieder habe ich sie nicht entsorgt, zuviele Erinnerungen. Es war auch die Zeit der Swatch, und ich hatte tatsächlich zu jedem Reitoutfit auch die passende Plastikuhr.

Nun feiert also jener Mann, dessen Reitmode mich bis heute begleitet, einen runden Geburtstag. Und dazu möchten wir von HorseFolk ihm herzlich gratulieren!

Der Sohn des Bekleidungsunternehmers Friedrich Wilhelm Brinkmann schuf mit den Marken bugatti, Wilvorst, Eduard Dressler, Pikeur und Eskadron eines der größten Bekleidungsunternehmen Deutschlands, das im Geschäftsjahr 2019 einen Jahresumsatz von 212 Millionen Euro verzeichnete. Neben dem Aufbau des Unternehmens stand die Begeisterung für den Pferdesport stets im Mittelpunkt des Brinkmannschen Lebens. Als einer der ganz wenigen Sportler mit ehrlichem Amateurstatus trug Brinkmann seinen Teil zu olympischem Mannschaftsgold im Springen in Seoul 1988 bei. Das Team setzte sich aus Ludger Beerbaum mit The Freak, Dirk Hafemeister auf Orchidee, Franke Sloothak und Walzerkönig sowie Wolfgang Brinkmann und dem Westfalen Pedro zusammen, den Brinkmann als sein “Lebenspferd” bezeichnete.

Als Reiter wurde Brinkmann mit der Fair Play Trophy der UNESCO und des Verbandes Deutscher Sportjournalisten ausgezeichnet. Seit 1990 ist er Präsident des Deutschen Reiter- und Fahrerverbandes (mit kurzer Unterbrechung als Ehrenvorsitzender). Seit 1998 konzentriert sich Wolfgang Brinkmann neben dem Beruf als Modeunternehmer auch auf die Ausbildung seiner Söhne im Reitsport sowie die Ausbildung von Springpferden. Darüberhinaus liegt ihm die artgerechte Tierhaltung sehr am Herzen. Sein Ziel ist es, die Pferde zum internationalen Sport zu führen. Den Turniersport hat er offiziell im Jahr 2001 an den Nagel gehängt. Dafür reiten seine Söhne Thorsten und Markus noch aktiv auf Turnieren. Markus, der auf der väterlichen Reitanlage in Herford-Laar trainiert, springt auf Weltcupniveau und gehört dem erweiterten Olympiakader der deutschen Springreiter an.

Als Geschäftsmann trat Wolfgang Brinkmann 1976 in das Familienunternehmen ein, sein Bruder Klaus Brinkmann 1981. Als geschäftsführende Gesellschafter der bugatti Holding Brinkmann leiten die beiden gemeinsam mit ihren Söhnen Markus und Julius nunmehr in zweiter und dritter Generation das Modeunternehmen mit knapp tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland. Die Firmenchefs Wolfgang und Klaus Brinkmann wurden im Jahr 2011 „Unternehmer des Jahres“, 2013 erhielten sie das Bundesverdienstkreuz. Wolfgang Brinkmann reitet nach wie vor, er ist leidenschaftlicher Unternehmer, wirkt als Funktionär in Verbänden und Beiräten und manövriert derzeit die Brinkmann Holding mit großem Überblick durch die stürmische See der Corona-Auswirkungen.

Mein ganz persönliches Pferdeleben ist noch immer stark mit Pikeur verknüpft. Ich trage die Hosen seit dreißig Jahren und habe bis jetzt keine gefunden, die nicht auf Anhieb passt. Zur richtigen Größe greifen, anziehen, sitzt perfekt. Längst kaufe ich ohne Anprobe. Dass frau dann doch länger anprobiert als geplant, liegt an der in den Jahren gewachsenen Auswahl – und da wiederum an den wunderschönen Jacken, von denen ich nie genug bekommen kann.

Quelle: PA | Foto: © Ralf Bittner | Hier geht es zum Online-Shop