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Das Freilaufen nach der Arbeit

Das Freilaufen nach der Arbeit

Das Freilaufen habe ich etwas aus den Augen verloren. Dabei tut es meinen Pferden so gut.

Zum Jahresausklang starte ich nun meine neue Serie Reitimpulse, die uns auch im nächsten Jahr begleiten wird. Reitimpulse sind Anregungen zum Umgang mit dem Pferd, zum Reiten und zum Verstehen. Zugegeben, das Freilaufen ist kein wirklicher Reitimpuls, trotzdem möchte ich mit dieser Anregung beginnen. Denn es ist wichtig, sich immer wieder über das Reiten hinaus Gedanken darüber zu machen, wie ich die Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft meines Pferdes erhalte oder otimiere. Dazu gehört auch die freie Bewegung ohne Sattel und ohne Regeln.

Freilaufen gibt dem Pferd die Möglichkeit sich ordentlich auszupowern. Wenn das Pferd gut aufgewärmt ist – nach dem Training oder einem Ausritt –, hält es in der Regel auch geharnischte Luftsprünge, Haken und Wendemanöver gut aus. Und irgenwann muss es ja explodieren, dann doch besser ohne Reiter. Den positiven Effekt spüre ich am nächsten Tag. Wenn mein Pferd unter dem Sattel wieder entspannt ist und die Bewegung mit dem Reiter genießt.

Es hängt natürlich immer von den Rahmenbedingungen ab, ob ich mein Pferd freilaufen lasse. Früher habe ich die Pferde regelmäßig nach der Arbeit abgesattelt und abgezäumt, sie wälzen lassen und sie dann selbst entscheiden lassen, ob sie noch durch die Halle fegen wollten.

In der aktuellen Reithalle ist Freilaufen aber nicht erlaubt. Und irgendwie hat es mir auch nicht gefehlt. Dem Pferdekind sichtlich schon. Mit den knackigen Temperaturen ist es selbst auch wieder knackig. An manchen Tagen steigert es sich richtiggehend in Ekstase. Wenn dann auch noch eisiger Wind zu den tiefen Temperaturen kommt, kann die Post schon mal abgehen. Aber Hallo!

Es ist wirklich ein imposantes Gefühl auf einem Pferd zu sitzen, das unter dem Sattel immer kürzer und vor dem Reiter immer höher wird. Wie befreiend muss es sich anfühlen, nach dem Ritt diese Energie loszuwerden. Wie bereits erwähnt vertrete ich ja die Meinung, dass dem aufgewärmten Pferd auf einem sicher umzäunten Platz bei halbwegs guten Bodenverhältnissen nicht viel passieren kann. Diese Meinung teilt nicht jede(r). Aber man kann sie schließlich auch nicht in Watte packen. Sicherheitshalber lasse ich dann doch die Gamaschen dran.

Wenn das Pferdkind losfegt, dabei Kapriolen und sonstige Sprünge vollführt, sich dehnt und streckt, nach hinten ausschlägt und nach vorne loslegt und wenn es dabei schnaubt wie ein wilder Stier, dann bin ich recht froh, dass ich nicht oben sitze. Dass es diese Eskapaden freundlicherweise stets ohne Reiter vollführt, weiß ich zu schätzen.

Ich schaue wahnsinnig gerne zu, wenn ein Pferd sich frei bewegt. Beobachte wie es diese Freiheit für sich nutzt, auskostet und abwägt. Genieße es, wenn es anschließend zufrieden und vertrauensvoll  zu mir kommt. Neugierig, ruhig werdend, bereit zu kommunizieren. Meist machen mein Pferd und ich zum Ausklang noch ein wenig Kontakt- und Bodenarbeit – man kennt das auch unter Horsemanship. Ich achte übrigens sehr darauf, dass meine Pferde erst dann in ihre Box zurückkehren, wenn sie wieder ruhig atmen und entspannt sind.

Mein Reitimpuls für diese Woche

Lass doch dein Pferd einmal pro Woche freilaufen. Achte darauf, dass es gut aufgewärmt ist und nicht kalt startet. Stell dich in die Mitte des Platzes und beobachte die kraftvollen Bewegungen, das Temperament, die Energie und den Ausdruck deines Pferdes. Freu dich an seiner Freude!

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