Lasse ich mein Pferd an Blättern zupfen oder fördere ich damit vielleicht eine Unart?
Ich habe mich für das Zupfen entschieden. Herbstspaziergänge durch raschelndes Laub sind Balsam für meine Seele und auch die des Pferdes. Dann und wann inne zu halten und dem Pferd beim Blätter zupfen zuzuschauen hat einen beruhigenden und einen heiteren Aspekt. Heiter, weil dem langen Pferdehals auf einmal positive Assoziationen zukommen. Lange habe ich ja damit gehadert, dass der Hals ähnlich einer Stange zwischen den Schulterblättern nach vorne geragt hat. Deswegen sammle ich schon seit geraumer Zeit Vorher-Nachher- und Vergleichsfotos. Langsam formt sich aber doch ein ansehnlicher Sportpferdehals. Und wenn ich dem Pferdekind so beim Zupfen zuschaue, erinnert mich das an Reisen nach Afrika und die herrlichen Begegnungen mit Giraffen, die sich unglaublich gelassen, genussvoll und elegant an Sträuchern und Bäumen gütlich tun.
Wenn ich also durch den Wald reite und erlebe mit welcher Geschicklichkeit mein Pferd Blätter nascht, bringe ich es nicht übers Herz ihm das zu verwehren.
Beim Grasen sieht die Sache freilich anders aus. Das Zupfen am Zügel mag ich gar nicht, und das Stehenbleiben nervt ebenfalls. Weil mein Junger das weiß, hat er schon ein paar Tricks auf Lager. Er muss sich etwa ganz dringend am Vorderbein rubbeln. Und weil der Kopf dabei ohnehin schon unten ist, kann man ja gleich grasen. Oder er schaut sich etwas ganz genau an, beispielsweise ein Lacke. Und schwupps wendet er sich dem Gras zu.
Weil ich aber kein Unmensch bin und jede Minute auf dem Pferderücken genieße – selbst wenn es im Stehen ist, lasse ich Herrn Amos manchmal grasen wenn wir unsere kleine Abreitrunde drehen. Im Idealfall scheint die Sonne und weil Herbst ist, gibt es auch keine lästigen Mücken mehr.
Wie haltet ihr das mit dem Zupfen und Grasen beim Reiten?