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All the Queen’s Horses

All the Queen’s Horses

Ich habe mal gehört, dass nur vier Handschläge eine Person von der Queen trennen. Es können aber auch weniger sein.

Meine erste Begegnung mit dem englischen Königshaus hatte ich im letzten Jahrtausend. Die Vielseitigkeitsreiterin Zara Tindall startete am Dienstlgut in Kärnten. Sie ist Annes Tochter und somit die Enkelin der Queen.

Beim 60. Kronjubiläum war ich Gast in der Landrover Loge in Windsor. Das war 2012. Unvergessen! Ich durfte sogar zwei Autos aus dem Fuhrpark der Queen lenken. Es waren zwei alte Autos. Das eine hatte sie 1954 in Australien selbst benutzt, an ihrer Seite ihr geliebter Prinz Philip. Das andere hatte sie selbst gefahren, es war die erste Generation Range Rover und hatte bereits ein Telefon an Bord. Es fühlt sich immer noch privilegiert an.

Die Windsor Horse Show stand ganz im Zeichen dieses Diamond Jubilee. Sie fand ihren prunkvollen Höhepunkt mit der Parade “All the Queen’s Horses”. Es war unbeschreiblich, gigantisch und bewegend. Tausend Pferde! Trommelnde Hufe aus der ganzen Welt, in einer Show der Kulturen, der Pferderassen, der Reitstile und Disziplinen. Monty Roberts war auch dabei. Ihn begleitete ich fünf Jahre später zum Schnitzel Essen in Wien. Tags darauf legte er meinem Pferdekind in der Spanischen Hofreitschule seinen ersten Sattel auf. Wieder so ein emotionaler Moment!

Zu einem weiteren gigantischen Pferdespektakel führte mich eine Einladung nach Turkmenistan. Der Achal Tekkiner genießt einen so hohen Stellenwert in diesem abgeschotteten Land, dass es ein mehrtägiges Fest zu seinen Ehren gibt. Der Präsident begrüßt Pferdemenschen aus der ganzen Welt, 2016 war ich Gast dieser bizarren Veranstaltung. Abends in Ashgabat habe ich dem Zeremonienmeister der royalen Hofstallungen mit Gin zugeprostet. Dabei erzählte er ganz beiläufig von Trooping the Colour, der jährlichen Militärparade zum Geburtstag der Queen. Er war für den Teil mit den Pferden verantwortlich, also für einen ganz wesentlichen.

Mit Prinzessin Anne und der nunmehrigen Königin Camilla habe ich Pferdezeit in der Stallburg verbracht und sie als Ehrengäste in der Spanischen Hofreitschule erlebt. Beide Besuche fielen in meine Zeit als Pressesprecherin. Was soll ich sagen? Wieder ein Handschlag näher an Elizabeth II. Daran denke ich an diesen D-Tagen. In Summe hatte ich also einige Begegnungen im königlichen Umfeld, bestimmt mehr als viele andere. Und es ließe sich sehr viel darüber schreiben. Aber irgendwie ist mir nicht danach. Ich bin keine Boulevard Journalistin.

Heute ist D-Day 2. Der Sarg mit der Queen wird zuerst nach Edinburgh und dann nach London überstellt. Tochter Anne, Princess Royal begleitetet ihn auf dieser Reise. Es berührt mich und geht mir nahe. Dass es die Queen nicht mehr gibt, fühlt sich sonderbar an. Sie war ein Fels in dieser Welt, in der so unfassbare Dinge passieren. Sie hatte den Überblick und einen feinen Humor. Und sie liebte Pferde. Ich vermisse sie jetzt schon.

Alle Fotos Windsor Horse Show 2012: © Landrover (1), Andrea Kerssenbrock (4)