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Drei Frauen

Drei Frauen

Im Gespräch mit Elisabeth Gürtler, Hannah Zeitlhofer und Theresa Stefan.

Elisabeth Gürtler hat die Spanische Hofreitschule 2007 übernommen und in ein neues Zeitalter geführt. Bereiteranwärterin Hannah Zeitlhofer hatte zu diesem Zeitpunkt ihr Bewerbungsschreiben schon fertig. Für Elevin Theresa Stefan sind beide Vorbild.

„Es ist sehr wichtig, dass wir die Damen haben“, so Generaldirektorin Elisabeth Gürtler, „das macht sich mit den jungen Pferden viel besser.“ Die erste Frau an der Spitze der Spanischen Hofreitschule schnappt sich eine Schokoladenkugel aus der Lindor Pyramide in ihrem Büro in der Hofburg, „Wollen Sie auch eine? Das ist mein Mittagessen, dafür esse ich sonst nichts“, und sucht nach einem Foto von Whisky, ihrem letzten Turnierpferd.

Ehe sie 1990 das Hotel Sacher übernahm war sie eine begeisterte Dressurreiterin. „Bis dahin bin ich jeden Tag reiten gegangen, natürlich. Mit dem Sacher-Imperium ging sich das nicht mehr aus. Ich habe damals die Helga (Imbery, Reitlehrerin, Anm.) angerufen und gesagt ,Ich gebe dir den Whisky, er darf nicht verkauft werden’. Das war das Ende der Reiterei. Kein Turnier mehr nichts. Ich wollte nicht einmal mehr die Pferderevue anschauen. Es hat so weh getan.“

„Dann kam der Anruf vom Erni Bachinger, dem Trainer meines Mannes. Er hat mich gefragt ,Magst du die Spanische machen?’, und das kam schon recht unerwartet. Dann haben wir überlegt wie es gehen könnte. Ich wusste, dass es nur so gehen kann wie Helga Rabl-Stadler es bei den Salzburger Festspielen macht. Dass ich mich ebenfalls nicht ums Tagesgeschäft kümmern kann, aber die großen Linien vorgebe. Ja, so ist es dann passiert.“

Elisabeth Gürtler hat eindeutig frischen Wind in die Hofburg gebracht. „Ich weiß nicht wie es früher war, ich habe nur als Außenstehende schon manchmal gedacht, es erstarrt alles hinter grauen Mauern. Und dann bei der Pressekonferenz wurde ich gefragt wie ich es eigentlich mit der Beschäftigung von Damen halte. Da habe ich erst daran gedacht wie blöd, es gibt soviele reitende Mädchen da draußen. Das machen wir.“

Zu dem Zeitpunkt hatte Hannah Zeitlhofer bereits ihr Studium der Pferdewissenschaften abgeschlossen und war fest entschlossen, sich an der Spanischen Hofreitschule zu bewerben. Sie wollte nie irgend etwas arbeiten, sie wollte reiten. Bei den Besten. Kurz kam ihr der Gedanke ihren Vornamen im Bewerbungsschreiben einfach wegzulassen, das fand sie dann aber doch albern. Es fügte sich perfekt. Im Mai 2008 hat sie sich beworben, und im September des selben Jahres den Dienst in der Spanischen angetreten.

Hannah ist nun Bereiteranwärterin. Sie hat die erste Aufnahmerunde für Reiterinnen in der Geschichte der Spanischen Hofreitschule mit Bravour gemeistert. Vorbereitet hatte sie sich mit ihrem Haflinger Nelson. Sie hatte den ganzen Sommer das Aufspringen geübt. Denn wer nicht aufs Pferd kommt, kann nicht reiten. So einfach ist das. Nun, sie kam hinauf. „ Wir waren acht Reiter – vier Burschen, vier Mädchen. Ich hab gleich begonnen. Mit Siglavy Allegra. Ich war total zittrig und unsicher, musste auf der großen Tour Schritt, Trab und Galopp reiten.“

„Alle waren sehr nett. Herr Bachinger war auch dabei, und Frau Gürtler hat gesagt ‚Ich würd’s gern probieren’.

Theresa Stefan ist das Küken im Team. Sie ist Elevin und war gerade zum ersten Mal mit dabei, auf Tournee in Göteborg. Zwar noch als Pflegerin, um alle Abläufe kennenzulernen, aber sie hat es trotzdem wahnsinnig aufregend gefunden. Auch für sie war „Am Anfang das Schlimmste das Raufspringen. Bis jetzt hab ich es immer geschafft. Bei den Männern schaut’s immer so leicht aus.“ Ansonsten nimmt sie keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen aus. „Ich hab immer ein gutes Gefühl gehabt. Alle sind sehr hilfsbereit und unterstützen dich. Bei uns spielt der Charakter viel mit, man muss aufgeschlossen sein, sich integrieren können und ins Team passen. Eleve und Pfleger müssen ein gutes Verhältnis haben. Wir sind eine Gesamtheit, anders würde es nicht funktionieren.“

Theresa kam 2011 direkt aus dem Ponyreitsport an die Spanische. Sie liebt nach wie vor die kleineren Pferde. „Ich mag die frischeren, lustigeren. Keine mauligen, dazu hab ich die Kraft nicht.“ Das sieht auch ihre Chefin als absoluten Pluspunkt. Sie mag es, wenn ihre Mädchen mit Verstand reiten statt mit Kraft. Sie mag auch die Briten, die die Leichtigkeit zurückbringen in den Dressursport. Es klingt viel Pferdeverstand durch, wenn sie resümiert.

„Ich habe Carl Hester x-mal gesehen. Er ist mit verschiedenen Schülern in der Pause geritten, wenn wir auf Tournee waren. Die sind alle entspannt und die Pferde alle zufrieden. Unsere jungen Reiter, die ja alle auch Turniere gehen, haben manchmal schon einen Ansatz, den ich nicht richtig finde und der uns auch vorgeworfen wird. Da ist es gut wenn sie sehen, dass man auch anders zum Ziel kommen kann.“

Dass enge Hälse und Rollkur nicht der glückseligmachende Weg sind, sondern was die Engländer so vorbildlich zeigen, hänge wohl auch damit zusammen, dass England ein Pferdeland ist, führt Elisabeth Gürtler aus. „Das sieht man auch auf der Tournee. Die verstehen die Lektionen, sehen was gut ist. In Schweden ist es genauso. Man spürt sofort, wenn man in einem Pferdeland ist.“

Frau Gürtler spricht gerne über Pferde, das spürt man in jedem Satz. „Ich bin jedes Jahr in Aaachen, um mir ein Bild zu machen“, betont sie, die einst selbst in den berühmten Soers geritten ist. „Ich würde den Lipizzaner gerne im Turniersport sehen. Auch wenn ich dafür viel kritisiert werde. Schon alleine deswegen weil er ganz andere Stärken hat als die deutschen oder die schwedischen Pferde, die viele ihrer Punkte durch reine Veranlagung bekommen.“

Hannah Zeitlhofer schwärmt indes von den Portugiesen. „Paris (Tournee 2012, Anm.) war ein Wahnsinn!“, erinnert sie sich an die Reiter aus Portugal. „Die reiten wahnsinnig toll und sind sehr offen. Sie können irrsinnig gut englisch und sind total interessiert. In Portugal haben’s die viel schwerer als wir in Wien, sie haben ganz alte Uniformen und machen sehr viel sehr selbstlos. Dabei haben sie enorm Pferdeverstand und sind total fröhlich.“

Fröhlich beschreibt auch Elevin Theresa gut, sie ist rundum begeistert – über ihre Chefin „Sie engaiert sich sehr für uns, fragt immer wie es uns geht“, und über Bereiter Jochen Rothleitner „Er hilft mir sehr, unterstützt und fördert mich, dass ich bald in der Schulquadrille mitreiten kann“, strahlt sie.

Bereiteranwärterin Hannah hat Glück dem ihr zugeteilten Hengst Siglavy Batosta. „Er ist sehr gelehrig und schon sehr weit“, freut sie sich über den eleganten Grauschimmel, mit dem sie, so alles klappt, in gut zwei Jahren die Große Quadrille mitreiten wird. Das ist dann ihr Diplom, ab diesem Zeitpunkt darf sie sich Bereiterin nennen – die erste in der 450-jährigen Geschichte der Spanischen Hofreitschule. Was sie aber am allerliebsten macht, ist das Reiten der Junghengste. „Für mich ist es das Größte die jungen Hengste zu reiten. Ich biete mich jedes Jahr an, setze mich auf jedes Pferd. Das erste Freireiten mit einem Hengst macht mir irrsinnnig viel Freude.“

Text: Andrea von Kerssenbrock, 22. Juni 2015
Fotos: © Beatrice Oanes


Info:
Das aktuelle Programm der Spanischen Hofreitschule finden Sie unter srs.at. Von 5. bis 31. Juli findet in Wien das Sonderprogramm “Piber meets Vienna” mit Stuten des Gestüts Piber statt.